
Eine Entscheidung mit geringer finanzieller aber hoher symbolischer Bedeutung: Die Schenkung des Wupperman-Denkmals an die Stadt Pinneberg durch die Erben des Pinneberger Industriellen. „Die SPD-Fraktion hat sich frühzeitig für die Annahme der Schenkung ausgesprochen“, wie Gabriela Matthies, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Sport und Jugend, jetzt mitteilt. Nach einer offenbar gründlichen, aber zweijährigen Prüfung durch die Verwaltung kommt diese zu der gleichen Einschätzung. Dabei hätte allein ein Blick in das Buch "Pinneberg - historische Streiflichter" der VHS-Geschichtswerkstatt zu einer schnelleren Entscheidung beitragen können, ist sich Matthies sicher, da die historische Bedeutung des Denkmals für die Stadt Pinneberg hier ausführlich beschrieben wird: Im Jahre 1878 übernahm der Unternehmer Herman Wupperman die Union-Eisenwerke und modernisierte und erweiterte sie zu einem der größten Emaillierwerke Europas. Um 1900 hatte das Werk 600 Mitarbeiter. Herman Wupperman baute die vom Vorinhaber eingeführten Sozialeinrichtungen weiter aus und gilt bis heute als sozial besonders engagierter Unternehmer. "Es ist bemerkenswert, dass Herman Wupperman weit über die Vorgaben der staatlichen Sozialgesetzgebung hinaus agierte", ergänzt Heidi Dreher, ebenfalls Mitglied im zuständigen Ausschuss.
Neben einer überdurchschnittlichen Bezahlung der Arbeiter wurden auf Wuppermans Initiative auch weitere Sozialeinrichtungen eingeführt, wie zum Beispiel eine Familienkrankenkasse, freiwillige Leistungen der Betriebskrankenkasse und die Absicherung in Notfällen. Weitere Maßnahmen wie Prämien, eine Betriebssparkasse, eine Mietsparkasse und ein Kohlenkonsumverein sollten die materielle Lage der Arbeiter verbessern. Darüber hinaus gab es Betreuungsangebote für die Werksangehörigen, wie zum Beispiel eine Koch- und Haushaltsschule für Mädchen, die in der Fabrik arbeiteten.
"Herman Wupperman prägte auch unser heutiges Stadtbild, was vielen vielleicht verborgen blieb", erläutert Gabriela Matthies. Im ehemaligen Pinnebergerdorf ließ Herman Wupperman 1891 eine Siedlung errichten. 120 Wohnungen entstanden am Peiner Weg, der Hermanstraße, Ottostraße und Prisdorfer Straße, deren Miete rund 30 Prozent unter der in Pinneberg üblichen Miete lag. Im Gegensatz zur Fabrik sind viele der Wohngebäude gut erhalten geblieben. Eindrucksvollstes Erbe Wuppermans: Die jetzige Ernst-Paasch Halle an der Lindenstraße, die als Turnhalle für die damaligen Werksmitarbeiter errichtet wurde und jetzt mit hohem finanziellen Aufwand als Kulturzentrum saniert und entwickelt werden soll.
"Schon deshalb ist es selbstverständlich, das Denkmal zu erhalten und für zukünftige Generationen als Teil der Pinneberger Geschichte weiterleben zu lassen", resümiert die Fraktionsvorsitzende Angela Traboldt.