1914-1918
Im August 1914 hatte Wilhelm II. erklärt: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“. Dabei hatte er ganz vergessen, dass er während seiner Regierungszeit nur von den „vaterlandslosen Gesellen“ gesprochen hatte, wenn von den Sozialdemokraten die Rede war. Am Vorabend des ersten Weltkrieges zählte die Sozialdemokratie über eine Million Mitglieder.
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs stimmte die SPD unter dem Eindruck der nationalen Hochstimmung am 4. August 1914 im Reichstag geschlossen für die Kriegskredite zur Landesverteidigung. Allerdings hatten 14 Abgeordnete parteiintern gegen die Kredite gestimmt, sich bei der Abstimmung des Reichstags aber der Fraktionsdisziplin gebeugt. Zudem verpflichtete sich auch die SPD mit dem sogenannten Burgfrieden, für die Dauer des Krieges auf jede Auseinandersetzung mit den anderen Parteien sowie auf jegliche Agitation gegen die Reichsregierung zu verzichten.
Schon bald nach Beginn des 1. Weltkrieges wurde auch die Pinneberger Industrie auf Rüstungsprodukte umgestellt. Es gab Ausnahmegenehmigungen zur Verlängerung der Frauenarbeitszeit bei „Wuppermann“ zur Herstellung von Heereskochgeschirr und bei „Christiansen und Hell“ zur Bearbeitung von Geschoss- und Geschützteilen. Halb Pinneberg arbeitete in dem für damalige Verhältnisse großem Emaillierwerk Herman Wupperman und bei „Wille“. Von dem Wohlergehen dieser Werke hing mehr oder minder das Wohl der Stadt ab.
Obwohl die SPD nach ihrem Programm revolutionäre Veränderungen in Wirtschaft und Politik forderte, wirkte sie in den Kommunen, in manchen Ländern sowie insbesondere mittels ihrer engen Verbindungen zu den Gewerkschaften an konkreten Reformvorhaben mit. Nicht zuletzt unter dem Einfluss der Gewerkschaften entschied sich die Partei bei Ausbruch des von Deutschland maßgeblich mit verursachten Ersten Weltkrieges für die Unterstützung des Reichs in der militärischen Auseinandersetzung. Diejenigen Teile, die diesen "Burgfrieden" nicht mittragen wollen, gründen zunächst den Spartakusbund und 1917 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
Während des „Steckrübenwinters“ 1916/17 griffen im Februar 1917 auch die Hungerunruhen von Hamburg auf Pinneberg über. „Dem Vorgang in den benachbarten Großstädten folgend, hat gestern Abend ein Teil der weiblichen Arbeiterbevölkerung, begünstigt durch die in den Straßen infolge des Kohlen- und Gasmangels herrschende Dunkelheit, in der Stadt Pinneberg eine Plünderung der Bäckereien und Brotläden vorgenommen“, war in der örtlichen Zeitung nachzulesen.