1964-1978

Am 30. August 1965 sprach der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin und spätere Bundeskanzler Willy Brandt vor 1400 Zuhörern im total überfüllten „Cap Polonio“ und warb für die Bundestagswahl am 19. September des Jahres. Annemarie Renger kam bei dieser Wahl als Kandidatin für den Kreis Pinneberg über die Landesliste in den Bundestag.

Bei der Kommunalwahl am 13. März 1966 erhielt die SPD 45,3 % der Stimmen. Die CDU erhielt 46,6 % und die FDP 8,1 %. Die direkt gewählten Vertreter der SPD waren: Dr. Ulrich Brand, Emma Bohnemann, Horst Hager, Uwe Damm, Heinz Plickert, Walter Richter, Heinz Lange, Hans-Joachim Worms und Gerhard Ziegler. Über die Liste kamen noch Erich Hagenah, Jan Nevermann, Ernst-Hermann Hell und Günter Lehmann. Bürgervorsteher wurde Lorenz Mungard von der CDU.

Am Donnerstag, den 7. März 1968, wurde um 11.00 Uhr die Grundsteinlegung für das Theodor-Heuss-Gymnasium durchgeführt. Der Chor sang „Wer nur den lieben langen Tag ...“, und irgendjemand trug das Gedicht „Dreifach ist des Raumes Maß“ vor.

Am 13. August 1969 konnte die Freigabe der Hochstraße über die Bahn mit einem großen Volksfest gefeiert werden und der Verkehr konnte erstmals ungehindert fließen. Das erste zivile Fahrzeug, das über die neue Brücke rollte, war ein moderner Kinderwagen mit dem neun Monate alten Oliver Kohse aus Pinneberg als Insasse. Die in Pinneberg gewohnte Ausrede bei Verspätungen: „Die Schranke war geschlossen“ galt nun nicht mehr.

Die Zeit war reif für den Aufbruch aus konservativer Erstarrung, für Reformen und neue Wege der Friedenssicherung und Entspannung. Im Oktober 1969 wurde Willy Brandt der erste sozialdemokratische Bundeskanzler der Nachkriegsgeschichte.

Bei der Kommunalwahl am 26. April 1970 sorgte der Wähler in Pinneberg für klare Verhältnisse. Die SPD erhielt 15 Mandate, die CDU 14 Mandate und die FDP ging leer aus. Damit hatte die SPD zum ersten Mal seit 1955 wieder die absolute Mehrheit.

Ende der 1960er Jahre konnte sich die SPD zugleich an die Spitze starker Reformkräfte der westdeutschen Gesellschaft setzen, die auch von der Studentenbewegung in Gang gesetzt worden waren. 1972 errang Willy Brandt einen überzeugenden Wahlsieg. Nach Enttarnung eines DDR-Spions im Kanzleramt übergab er 1974 das Amt des Bundeskanzlers an Helmut Schmidt.

1970 katapultierte sich der seit 1966 amtierende Erste Stadtrat Heinz Lange (SPD), selbst aus der Politik heraus, indem er in der Hoffnung auf die ihm zugesagte Unterstützung bei der Wahl zum hauptamtlichen Stadtrat von Pinneberg voreilig auf sein Mandat als Stadtvertreter verzichtete. Als seine Fraktion wegen der finanziellen Folgelasten für die Stadt die Versprechungen nicht einlösen konnte, stand er vor der Tür und seine politische Laufbahn war vorerst zu Ende. Dieser Vorgang gehörte sicher zu den spektakulärsten Vorgängen, die die SPD in Pinneberg in den Nachkriegsjahren erschütterte und erlebte.

Im Jahr 1973 setzte sich die Ratsversammlung aus 15 Mitgliedern der SPD, zwölf Mitgliedern der CDU und zwei Mitgliedern der Unabhängigen Fraktion zusammen, die sich von der CDU getrennt hatten. Am 12. April schied der Ratsherr Roland Lange aufgrund seines Fortzuges aus und Ingrid Damm rückte nach. Als 1. Stellvertreter des Bürgervorstehers wurde der Ratsherr Artur Lontzek (CDU) gewählt.

Am 25. Februar 1974 lautete die Überschrift im Pinneberger Tageblatt: „Studierende Mutter an der Spitze der Pinneberger SPD.“ Monika Piwon will die Parteiorganisation solidarisieren und politisieren war zu lesen. Mit 100 Ja-Stimmen wurde die 33-Jährige zur Nachfolgerin von Heinz Lange gewählt. Einige waren damals noch nicht so ganz reif für so viel Frauen-Power und konnten ihr wohl nicht zutrauen, Studentin, Hausfrau, Mutter dreier Kinder und Ortsvereinsvorsitzende zu sein. Jene Genossinnen und Genossen, die damals gegen Pirwon gestimmt oder sich enthalten hatten, wurden später eines besseren belehrt. Zweiter Vorsitzender der Pinneberger Sozialdemokraten wurde Hartmuth Wrocklage.

Am 24. März 1974 fand eine Gemeindewahl statt, die vor allem in Pinneberg deutlich aufzeigte, dass der Wähler für die Probleme und die Situation der Pinneberger SPD kein Verständnis hatte. Die SPD rutschte von 50,39 % der Wählerstimmen auf 29,03 % ab und kam nur noch auf 10 Sitze. Alle 19 Wahlbezirke in der Stadt waren von der CDU direkt geholt worden.

Am 17. März 1976 wurde Hartmuth Wrocklage neuer Vorsitzender der SPD. Er wurde Nachfolger von Monika Piwon, die ihren Wohnsitz nach Hamburg verlagerte. Der neue Parteichef forderte seine Parteifreunde auf, Flagge zu zeigen und ohne Scheuklappen mit dem Bürger zu diskutieren.

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